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Freitag, 20. Mai 2022

Auf den Spuren der islamischen Kulturanteile Wiens

Hier sind der erste und der zweite Teil einer Serie über die islamischen Spuren von Wien mit meinem Mann Gernot Galib Stanfel. Letztendlich ist es nur eine Auswahl, es gibt noch viel mehr in ganz Osterreich, alles zusammen soll bald in einem Buch herauskommen.


Samstag, 5. März 2022

Geschichts-Déjà-vu

(Foto aus dem Arbeitstagebuch meines Großvaters)

April / Mai 1940: Hitler - Stalin Pakt, Polen wird zwischen Nazi Deutschland und der Sowjetunion aufgeteilt. Eine große Flüchtlingsbewegung aus dem sowjetisch besetzten Teil Polens geht in Richtung Westen. Die Grenze zwischen Deutschland und der Sowjetunion verläuft westlich von Lemberg bei Przemysl. Ukrainer, Polen, Deutsche flüchten über die Grenze zu Verwandten oder werden in Lagern aufgenommen. Verweigert wird die Flucht von Seiten Nazi-Deutschlands zigtausenden Juden. Mein Großvater Otto Wächter als Gouverneur von Krakau leitet die endgültigen Gespräche darüber mit den Sowjets in Lemberg, in dem er zwei Jahre später selbst deutscher Gouverneur, nach Beginn des Krieges mit der Sowjetunion, sein wird. Juden werden an der Grenze gestoppt bzw. zurückgeschickt und ihrem Schicksaal überlassen.

März 2022: Angriffskrieg Putins auf die Ukraine. Eine große Flüchtlingsbewegung aus der von den Russen angegriffenen Ukraine geht in Richtung Westen. Die Grenze zu Polen und der EU verläuft westlich von Lemberg bei Przemysl. Ukrainer, Angehöriger anderer Staaten die in der Ukraine gelebt hatten, flüchten über die Grenze zu Verwandten, auch in weiteren Ländern der EU oder werden in Lagern aufgenommen. Verweigert wird von Seiten Polens die Flucht von Menschen aus dem Irak, Indien, afrikanischen Staaten, die in der Ukraine gelebt hatten und keinen Daueraufenthalt dort besaßen. 

Polen, Österreich und andere Staaten können auch ohne Nazis betreffend Flüchtlingen rassistisch sein. Die EU stellt es den einzelnen Staaten frei wie sie sich diesbezüglich verhalten, es gibt nach wie vor  keine gemeinsame Line der Menschlichkeit.

PS: Die abgewiesenen jüdischen Flüchtlinge hatten damals Glück im Unglück, viele wurden in der Folge nicht von den Nazis ermordet sondern „nur“ von den Sowjets deportiert, viele fielen aber nach 1941 den Nazis trotzdem zum Opfer.

Dienstag, 1. März 2022

Ukraine – Russland. Schon damals in der Ukraine und in Österreich!



Schon mein Urgroßvater Josef Wächter kämpfte im ersten Weltkrieg in der k.u.k. Armee so „nachhaltig“, dass er dafür den höchsten Orden der Monarchie plus die Erhebung in den Adelsstand als Freiherr erhielt. Das war bei Lemberg, in der Ukraine, der Kampf war gegen die russische Armee.

Mein Großvater Otto Wächter war der Nazi Gouverneur von Lemberg im zweiten Weltkrieg, was das bedeutet ist ja inzwischen hinlänglich bekannt. Als dieser Gouverneur schuf er, in Zusammenarbeit mit Unterstützung des orthodox-unierten Bischofs von Lemberg, die „Galizische SS Division“, eine SS Einheit die aus freiwilligen Ukrainern bestand  und die in Folge  im Kampf gegen die Sowjetarmee zahlreiche Kriegsverbrechen vor allem an Zivilsten beging.

In den letzten beiden Wochen des zweiten Weltkrieges wurde diese SS Division in „Ukrainische Nationalarmee“ umbenannt, es war dieselbe SS, aber ein anderer Name. Stationiert war diese SS damals in der Südsteiermark um Bad Gleichenberg, dem heute so benannten „Vulkanland“. In dieser Gegend gibt es bis heute einige Denkmäler und gut gepflegte Grabstätten dieser SS Divison, als „Ukrainische Nationalarmee“ bezeichnet: In Bad Gleichenberg, Trautmannsdorf und  Feldbach. Dort steht leider kein Wort davon wer diese Armee wirklich war. Es war in der Südsteiermark, wo nun erstmals eine „ukrainische“ Armee gegen die russische bzw. sowjetische kämpfte – allerdings waren da die Ukrainer die Nazis und die Sowjets die Befreier.

Das Zeichen dieser Armee, der gelbe Löwe auf blauem Grund, wird heute noch in der Ukraine von rechtsradikalen Nationalisten und Neonazis als ihr Symbol verwendet und rechtsradikale ukrainische Paramilitärs berufen sich seit Jahren auf diese „Nationalarmee“ vulgo SS. Das gibt Putin die Möglichkeit, alle ukrainischen Politiker als „Nazis“ zu bezeichnen auch wenn diese Leute natürlich nicht die Mehrheit in der Ukraine sind. Aber gerade dort wäre es sehr wichtig am eigenen Umgang mit Rassismus zu arbeiten und das was mein Großvater bis heute hinterlassen hat als das zu sehen was es ist, und es erinnert uns achtsam zu sein was wir tun, weil es Folgen über Generationen haben kann, im Guten wie auch im Schlechten. 

UPDATE: Da in unserer Gesellschaft derzeit momentan offenbar nur mehr in einfachsten Schwarz-Weiß Mustern diskutiert werden kann (siehe einige Kommentare unter meinem Facebook-Posting), und das eigentlich Selbstverständliche nicht mehr vorausgesetzt und wahrgenommen wird: Faschistische Unmenschlichkeit kann tatsächlich viele Gesichter haben, Naziherrschaft genauso wie Putins Krieg. Wir müssen uns davor hüten solche Dinge zu verwenden um eigene Ziele zu erreichen. Unreflektiertes fortsetzen socher "Traditionen" kann dem nächsten Faschismus auf der anderen Seite als billiges Argument dienen.