Artist, Art Therapist, Art Educator, Art Coach, Counselor
Text auf Deutsch darunter
1977 kam ich in Kawa Kawa, Neuseeland, zur Welt, als Ergebnis einer halben Weltumseglung die meine Eltern für Friedensreich Hundertwasser mit dem kleinen Segelschiff "Regentag" von Venedig aus unternahmen. Das Schiff ist liegt heute im Hafen von Tulln an der Donau vor Anker.
Ich wuchs in Italien (Treviso und Vicenza), Schweden (Stockholm) und Österreich (Fieberbrunn, Bürmoos und Hagenberg) auf. Weil ich in diesen drei Ländern sieben Schulen besuchte, sind meine drei Herkunsftssprachen Italienisch, Schwedisch und Deutsch.
Den Umständen entsprechend änderten sich meine Nachnamen mehrmals, weshalb ich meine Werke mit Magdalena Wächter, Magdalena Ollén und Magdalena Kovacic signierte.
Mittlerweile heiße ich Friderica Magdalena Wächter-Stanfel. Als Künstlername nenne ich mich Friderica Magdalena "von" Wächter, wobei sich das "von" auf die Komplexität meiner Familiengeschichte bezieht und ich es bewusst ironisierend verwende.
Als ich zehn Jahre alt war, kaufte mein Vater ein halb verfallenes Schloss, Schloss Hagenberg oder auch Schloss Haggenberg genannt, das ab diesem Zeitpunkt zu meiner damaligen Heimat wurde. In den 60er Jahren lebte dort Padhi Frieberger und es war zeitweise der Sitz der Wiener Gruppe. Es gingen dort auch später noch zahlreiche bekannte Künstler ein und aus.
Kunst war schlussendlich einer der Rettungsanker in meinem Leben um auf allen Ebenen zu überleben und um mich auszudrücken. Der Weg dahin führte mich zuerst in die Modeschule Hetzendorf, dann zum Studium der Tapisserie (Weben, Textilkunst, bei Josef Schulz und Irene Hohenbüchler) und schlussendlich zum Studium der Malerei und Grafik bei Otto Zitko und Gunter Damisch, bei dem ich mein Hochschulstudium auf der Akademie der Bildenden Künste, Wien, abschloss. Es scheint für mich schicksalhaft vorgegeben gewesen zu sein freischaffende Künstlerin zu werden, da mein Taufpate der Maler Friedensreich Hundertwasser war.
Stark geprägt hat mich die Geschichte meiner Familie:
Meine schwedische Mutter Jacqueline Ollén stammte aus einer angesehenen Journalistenfamilie die in der Politik und in der protestantischen Kirche in maßgeblichen Positionen sehr aktiv war. Ihr Urgroßvater Per Ollén gründete die Tageszeitung "Svenska Morgonbladet".
Ihr Vater Gösta Ollén, ein bekannter Redakteur der populären schwedischen Tageszeitung "Expressen", arbeitete als Hofberichterstatter am schwedischen Königshof und unter anderem ein paar Jahre Auslandskorrespondent in Berlin. Zu dieser dieser Zeit war er eng mit seinem damaligen Kollegen Willy Brandt befreundet.
Meine österreichische Großmutter Charlotte Wächter, geborene Bleckmann, aus der Stahlmagnatendynastie in Mürzzuschlag, studierte bei Josef Hofmann Textildesign. Trotz ihrer Beschäftigung mit Kunst wandte sie sich überzeugt dem Nationalsozialismus zu. (Kunst alleine ist auch keine Garantie für ethisches Bewusstsein.)
Otto Wächter, ihr Mann, belastet mit dem Kriegsheldentum und der damit einhergehenden Erhebung in den Adelsstand seines Vaters, des späteren Heeresministers Josef Wächter, war ein führender Nazi der ersten Stunde in Österreich. Er organisierte als einer der Hauptzuständigen den Putschversuch bei dem der Österreichische Bundeskanzler Dollfuß im Juli 1934 erschossen wurde. Nach dem sogenannten Anschluss Österreichs an Nazideutschland ließ mein Großvater hauptverantwortlich als Staatskommissär alle Juden und politisch nicht opportunen Staatsangestellten entlassen. Später wurde er NS Distriktsgouverneur im besetzten Polen und in der Ukraine (dem sogenannten Generalgouvernement), zuerst in Krakau, dann in Lemberg. Danach wurde er Militärverwaltungschef in Italien und kam am Ende zu Himmlers Stab in Berlin. Er war verantwortlich für unzählige Tote in der Shoah sowie für den NS Terror und war Begründer der Gallizischen Waffen-SS.
Die Nazivergangenheit seiner Eltern beeinträchtigt meinen Vater Horst Wächter sein Leben lang, er kann die umfassende Dimension ihrer Handlungen nicht wahrhaben. Er war vor besagter Reise nach Neuseeland zwei Jahre lang als Sekretär bei Friedensreich Hundertwasser angestellt, bei dem er unentgeltlich für Kost und Logis arbeitet, da er "einem Juden dienen wollte".
Diese Familienlast und der Umgang damit war und ist ein schweres Erbe, das auch mein Leben nachhaltig geprägt hat und manchmal zu schwer für mich zu tragen war, sodass es mich krank machte.
Die Geschichte meiner Großeltern ist im 2020 erschienenen Buch "The Ratline" von Philippe Sands ausführlich dargestellt. Im Dezember 2020 kam es auf Deutsch als "Die Rattenlinie" heraus.
2009 begann ich mit meinem Blog artworkdiary eine Art online-Kunsttagebuch zu führen, auf den ich über drei Jahre lang fast täglich meine Zeichnungen hochlud. Es entstanden vor allem Skizzen aus dem Alltag mit meinen zwei Kindern und Dingen, die uns umgaben. Auch das Kaffeehaus und seine Tortenlandschaften wurden zu einer Faszination die mich zu einer Serie von 10 Graphiken inspirierte.
In meiner Kunst geht mir nicht darum, Gegenstände naturgetreu darzustellen, sondern das Abgebildete auf das Wesentliche zu reduzieren, dabei die besondere Ästhetik der Formen und Farben zu zeigen und trotzdem die Dinge erkennbar sein zu lassen. Ich führe meine Blog bis heute weiter.
Der langjährige Radio Ö3 Chef Dieter Dorner war für mich ein Mentor und väterlichen Freund, der meine Arbeit förderte bis er leider viel zu früh verstarb.
Ab 2012 liefen viele Dinge an dem Punkt zusammen, wo ich mein Leben aus der Perspektive des Islam zu betrachten lernte, was ich als persönlich stützend und befreiend erlebte. Besonders die spirituelle Haltung des Sufismus, die ich später durch meinen nunmehrigen Mann Gernot Galib Stanfel und seinen Lehrer Rahmi Oruc Güvenc entdeclte, spielt dabei eine große Rolle.
Bei der Aufarbeitung meines durch diese vielen Einflüsse geprägten Lebens halfen Therapien, sowie die Ausbildung zur Lebens- und Sozialberaterin mit der kunsttherapeutischen Kreativmethode ARBEIT AM TONFELD® am Österreichischen Institut für Haptische Gestaltbildung bei Gerhild Tschachler-Nagy .
Im Laufe meines Lebens lernte ich verschiedenste Menschen und Lebensweisen kennen und mit unterschiedlichsten Situationen umzugehen. Geprägt von all dem entwickelte ich einen sehr persönlichen Blick auf die Welt und die Dinge um mich herum.
Wegen meiner gegensätzlichen Sichtweise auf unsere gemeinsame Familiengeschichte enterbte mich mein Vater indem er Schloss Haggenberg weit unter seinem Wert verkaufte. Die Profiteure unserer unterschiedlichen Sichtweisen und neuen Besitzer des Schlosses, die sich in vielen Punkten mit meinem Vater auf einer Wellenlänge befinden, lassen ihn nach wie vor darin wohnen. Sie werden vielleicht die Geschichten meines Vaters weiterführen oder auch ein neues Kapitel mit Geschäft und Gewinn damit aufschlagen. Ich lasse mich jedoch dadurch nicht davon abhalten zur Wahrheit meiner Familiengeschichte zu stehen, was auch für meine persönliche Gesundheit wichtig ist.
Mehrere Jahre unterrichtete ich künstlerische Fächer, zuerst an der Kunstlschule Wien und dann an mittleren und höheren Schulen in Wien. Danach arbeitete ich als Kreativtrainerin in Jugendbildungszentren in Krems und in St. Pölten.
Zur Zeit leite ich die Kreativwerkstatt in einem Projekt zur Unterstützung junger arbeitsloser Frauen in Wien.
Ich lebe zusammen mit meinem Mann Gernot Galib Stanfel im "Alten Forsthaus" in Pressbaum, im Herzen des Wienerwaldes, wo sich unter anderem mein Atelier und meine "Praxis für Haptische Gestaltbildung" befinden.