Schon mein Urgroßvater Josef Wächter kämpfte im
ersten Weltkrieg in der k.u.k. Armee so „nachhaltig“, dass er dafür den
höchsten Orden der Monarchie plus die Erhebung in den Adelsstand als Freiherr
erhielt. Das war bei Lemberg, in der Ukraine, der Kampf war gegen die russische
Armee.
Mein Großvater Otto Wächter war der Nazi Gouverneur
von Lemberg im zweiten Weltkrieg, was das bedeutet ist ja inzwischen
hinlänglich bekannt. Als dieser Gouverneur schuf er, in Zusammenarbeit mit
Unterstützung des orthodox-unierten Bischofs von Lemberg, die „Galizische SS
Division“, eine SS Einheit die aus freiwilligen Ukrainern bestand und die
in Folge im Kampf gegen die Sowjetarmee zahlreiche Kriegsverbrechen vor
allem an Zivilsten beging.
In den letzten beiden Wochen des zweiten
Weltkrieges wurde diese SS Division in „Ukrainische Nationalarmee“ umbenannt,
es war dieselbe SS, aber ein anderer Name. Stationiert war diese SS damals in
der Südsteiermark um Bad Gleichenberg, dem heute so benannten „Vulkanland“. In
dieser Gegend gibt es bis heute einige Denkmäler und gut gepflegte Grabstätten
dieser SS Divison, als „Ukrainische Nationalarmee“ bezeichnet: In Bad
Gleichenberg, Trautmannsdorf und Feldbach. Dort steht leider kein
Wort davon wer diese Armee wirklich war. Es war in der Südsteiermark, wo nun
erstmals eine „ukrainische“ Armee gegen die russische bzw. sowjetische kämpfte
– allerdings waren da die Ukrainer die Nazis und die Sowjets die Befreier.
Das Zeichen dieser Armee, der gelbe Löwe auf blauem
Grund, wird heute noch in der Ukraine von rechtsradikalen Nationalisten und
Neonazis als ihr Symbol verwendet und rechtsradikale ukrainische Paramilitärs
berufen sich seit Jahren auf diese „Nationalarmee“ vulgo SS. Das gibt Putin die
Möglichkeit, alle ukrainischen Politiker als „Nazis“ zu bezeichnen auch wenn
diese Leute natürlich nicht die Mehrheit in der Ukraine sind. Aber gerade dort
wäre es sehr wichtig am eigenen Umgang mit Rassismus zu arbeiten und das was
mein Großvater bis heute hinterlassen hat als das zu sehen was es ist, und es
erinnert uns achtsam zu sein was wir tun, weil es Folgen über Generationen haben kann, im Guten wie auch im Schlechten.
UPDATE: Da in unserer Gesellschaft derzeit momentan offenbar nur mehr in einfachsten Schwarz-Weiß Mustern diskutiert werden kann (siehe einige Kommentare unter meinem Facebook-Posting), und das eigentlich Selbstverständliche nicht mehr vorausgesetzt und wahrgenommen wird: Faschistische Unmenschlichkeit kann tatsächlich viele Gesichter haben, Naziherrschaft genauso wie Putins Krieg. Wir müssen uns davor hüten solche Dinge zu verwenden um eigene Ziele zu erreichen. Unreflektiertes fortsetzen socher "Traditionen" kann dem nächsten Faschismus auf der anderen Seite als billiges Argument dienen.