Tullnerbacher Kreativtage: Ausstellung im Gemeindezentrum Tullnerbach
8. Oktober:
Blog von Friderica Magdalena "von" Wächter, österreichisch-neuseeländische Künstlerin mit schwedischen Wurzeln, geboren in Neuseeland, aufgewachsen in Italien, Österreich und Schweden, derzeit in Österreich lebend. Was als online-Zeichentagebuch begann, entwickelte sich daneben auch zur Dokumentation des Weges in ihre familiäre Vergangenheit und zur spirituellen Reise in sich selbst.
Tullnerbacher Kreativtage: Ausstellung im Gemeindezentrum Tullnerbach
8. Oktober:
Vor 85 Jahren standen meine Großeltern euphorisch am Balkon des Heldenplatzes neben Adolf Hitler. Diese Zeit und die Jahre zuvor prägen Österreich viel mehr als es vielen lieb ist und sie es wahrhaben wollen.
Aus diesem Anlass wurde gestern die Doku "Der lange Weg zum Anschluss" auf ORF 3 gezeigt, in der ich am Schluss vorkomme.
Sie wird am 16. Und 17. März wiederholt auf 3sat gesendet (22:55 und 14:35).
https://www.3sat.de/dokumentation/geschichte/der-lange-weg-zum-anschluss-106.html
Ich finde es gut, diese Geschichte mit den Wurzeln aus der Monarchie her zu erzählen, was in 45 Minuten nicht einfach ist, wobei man auch nicht vergessen darf, dass Antisemitismus eine wesentlichere Rolle gespielt hat, als in dem Film zu sehen ist.
Nur Jacqueline war geblieben, sie saß am Tisch der Kombüse, im Dämmerlicht einer Glühbirne und starrte ins Leere.
In diesem Moment betrat Horst Arthur Wächter, Kapitän der benachbarten "Regentag" und ehemaligen Sekretär von Friedensreich Hundertwasser, den Raum. Er hatte für den berühmten Maler dieses kleine Segelschiff organisiert, sich an dessen Umbau beteiligt und war auf der Suche nach einer Mannschaft um mit der "Regentag" nach Neuseeland zu segeln.
Jacqueline Marie Ollén kam wie die restliche Besatzung und die Touristen an Bord aus Schweden. Für sie war die Arbeit auf diesem Schiff, das unter anderem als Filmkulisse für Pippi Langstrumpf gedient hatte, eine gute Gelegenheit Geld zu verdienen um ihr Studium an der Stockholmer Sozialakademie fortzuführen.
Der Dreimaster "Meta af Byxelkrok" diente einigen Filmen als Kulisse, sie stellte unter anderem das Piratenschiff Hoppetossa von Pippi Langstrumps Vater Ephraim dar.
Meine Tochter Gwendolin Meta Kovacic wurde von der FOTOHOF Jury für die diesjährige SHORTLIST ausgewählt. Ihr Werk ist auf deren Online Plattform zu sehen, es sind Fotos die sie von ihrem Bruder Aljosha Kovacic, meinem Sohn, geschossen hat.
Die Ausstellung eröffnet am 1. Oktober ab 18 Uhr im FOTOHOF studio, um ca. 20 Uhr gibt es eine Open Air Projektion der gesamten Shortlist am Vorplatz der Galerie. Die KünstlerInnen werden in die Galerieräume eingeladen um ihre Arbeiten persönlich zu besprechen.
Gwendolin Meta Kovacic lebt seit ihrem Geburtsjahr 1999 in Wien. Nach dem abgeschlossenen Kunstgeschichte-Studium an der Universität Wien entschied sie sich, ihrer Leidenschaft für Fotografie nachzugehen und begann 2021 das Kolleg Fotografie an der Höheren Graphischen Bundes Lehr- und Versuchsanstalt. Dort lernte sie neben fotografischen Techniken auch ihren Zugang zur Fotografie intensiver kennen. Ihre Arbeiten ordnen sich derzeit zwischen die Begriffe Selbst, Bewusstsein und Entwicklung.
Am 1. Oktober 2022 beginnt sie das Studium in der Klasse für Angewandte Fotografie und zeitbasierte Medien an der Angewandten in Wien.
... und treibt ihre ersten Blüten.
Die Feistritztalbahn in der Oststeiermark, es gibt etwas Hoffnung, dass sie bestehen bleibt.
Hier der Link zum Artikel in der "Kleinen Zeitung" mit meiner Zeichnung.
Artikel von Livio Sirovich über meinen Großvater, den Grund für meinen Besuch in Rom und was wir dort getan haben.
Die Gefahr des routinierten Gedenkens ist dabei sehr wohl auch merkbar. Was wir wirklich brauchen ist ein Bewusstsein für eine wirkliche Verantwortungskultur die sich nicht in 30 Minuten Zeremonien, sondern im täglichen Leben der aktiven Politik und im Bewusstsein der Gesellschaft niederschlägt. Auf jeden Fall ist es natürlich gut, dass solche Termine stattfinden und ich bin froh auch meine Möglichkeit (mich selbst, mehr bin ich nicht) eingebracht zu haben.
März 2022: Angriffskrieg Putins auf die Ukraine. Eine große Flüchtlingsbewegung aus der von den Russen angegriffenen Ukraine geht in Richtung Westen. Die Grenze zu Polen und der EU verläuft westlich von Lemberg bei Przemysl. Ukrainer, Angehöriger anderer Staaten die in der Ukraine gelebt hatten, flüchten über die Grenze zu Verwandten, auch in weiteren Ländern der EU oder werden in Lagern aufgenommen. Verweigert wird von Seiten Polens die Flucht von Menschen aus dem Irak, Indien, afrikanischen Staaten, die in der Ukraine gelebt hatten und keinen Daueraufenthalt dort besaßen.
Polen, Österreich und andere Staaten können auch ohne Nazis betreffend Flüchtlingen rassistisch sein. Die EU stellt es den einzelnen Staaten frei wie sie sich diesbezüglich verhalten, es gibt nach wie vor keine gemeinsame Line der Menschlichkeit.
PS: Die abgewiesenen jüdischen Flüchtlinge hatten damals Glück im Unglück, viele wurden in der Folge nicht von den Nazis ermordet sondern „nur“ von den Sowjets deportiert, viele fielen aber nach 1941 den Nazis trotzdem zum Opfer.
Mein Großvater Otto Wächter war der Nazi Gouverneur von Lemberg im zweiten Weltkrieg, was das bedeutet ist ja inzwischen hinlänglich bekannt. Als dieser Gouverneur schuf er, in Zusammenarbeit mit Unterstützung des orthodox-unierten Bischofs von Lemberg, die „Galizische SS Division“, eine SS Einheit die aus freiwilligen Ukrainern bestand und die in Folge im Kampf gegen die Sowjetarmee zahlreiche Kriegsverbrechen vor allem an Zivilsten beging.
In den letzten beiden Wochen des zweiten Weltkrieges wurde diese SS Division in „Ukrainische Nationalarmee“ umbenannt, es war dieselbe SS, aber ein anderer Name. Stationiert war diese SS damals in der Südsteiermark um Bad Gleichenberg, dem heute so benannten „Vulkanland“. In dieser Gegend gibt es bis heute einige Denkmäler und gut gepflegte Grabstätten dieser SS Divison, als „Ukrainische Nationalarmee“ bezeichnet: In Bad Gleichenberg, Trautmannsdorf und Feldbach. Dort steht leider kein Wort davon wer diese Armee wirklich war. Es war in der Südsteiermark, wo nun erstmals eine „ukrainische“ Armee gegen die russische bzw. sowjetische kämpfte – allerdings waren da die Ukrainer die Nazis und die Sowjets die Befreier.
Das Zeichen dieser Armee, der gelbe Löwe auf blauem
Grund, wird heute noch in der Ukraine von rechtsradikalen Nationalisten und
Neonazis als ihr Symbol verwendet und rechtsradikale ukrainische Paramilitärs
berufen sich seit Jahren auf diese „Nationalarmee“ vulgo SS. Das gibt Putin die
Möglichkeit, alle ukrainischen Politiker als „Nazis“ zu bezeichnen auch wenn
diese Leute natürlich nicht die Mehrheit in der Ukraine sind. Aber gerade dort
wäre es sehr wichtig am eigenen Umgang mit Rassismus zu arbeiten und das was
mein Großvater bis heute hinterlassen hat als das zu sehen was es ist, und es
erinnert uns achtsam zu sein was wir tun, weil es Folgen über Generationen haben kann, im Guten wie auch im Schlechten.
UPDATE: Da in unserer Gesellschaft derzeit momentan offenbar nur mehr in einfachsten Schwarz-Weiß Mustern diskutiert werden kann (siehe einige Kommentare unter meinem Facebook-Posting), und das eigentlich Selbstverständliche nicht mehr vorausgesetzt und wahrgenommen wird: Faschistische Unmenschlichkeit kann tatsächlich viele Gesichter haben, Naziherrschaft genauso wie Putins Krieg. Wir müssen uns davor hüten solche Dinge zu verwenden um eigene Ziele zu erreichen. Unreflektiertes fortsetzen socher "Traditionen" kann dem nächsten Faschismus auf der anderen Seite als billiges Argument dienen.
Artikel von Mirjam Zadoff in der Presse:
https://www.diepresse.com/6085794/wenn-das-erinnern-verboten-wird
Artikel in den Salzburger Nachrichten:
https://www.sn.at/salzburg/chronik/die-last-von-ns-taetern-und-ihren-opfern-115666951
Es hat mich sehr gefreut bei den Gesprächen mit Philippe Sands in St. Johann in Tirol und Radstadt am 10. und 11.1.2022, die von Mirjam Zadoff moderiert wurden und bei denen Peter Arp vorlas.
In den Rückmeldungen wurde das Programm als etwas durchaus Besonderes wahrgenommen, das in den Regionen noch länger Nachhall haben wird. Gegen das Schweigen anzukämpfen ist wichtiger denn je, auch wenn es nicht immer allen recht ist.
Wenn jemand das Programm in St. Johann nachsehen will, hier ist das Video dazu:
Today marks Mevlana Rumi´s wedding day, this is how he wanted his final destination to God to be called.
Das Kompetenzzentrum für interkulturelles, interreligiöses und interkonfessionelles Lernen veranstaltete am 5. Oktober 2021 im Stephanisaal am Stephansplatz die Buchbesprechung von „The Ratline“ von Philippe Sands. Beim anschließenden Podiumsgespräch mit dem Autor selbst, Friderica Magdalena Wächter-Stanfel und Awi Blumenfeld wurde das Thema „How silence (can) affect the presence“ aufgegriffen. Alle drei Podiumsteilnehmer*innen sind Nachfahren von Großeltern, die mit dem Holocaust konfrontiert waren, entweder als Opfer oder als Täter. Moderiert wurde das Gespräch von Gernot Galib Stanfel.
Philippe Sands betonte eingangs aus seiner Erfahrung als Anwalt für internationales Recht, der mit Fällen von Verbrechen gegen die Menschlichkeit und Genozid zu tun hat, sowie als Autor der Bücher „East-west Street“ („Rückkehr nach Lemberg“) und „The Ratline“ („Die Rattenlinie“), dass das Verschweigen und die Folgen davon nicht vorbei seien sowie auch heute noch zu Antisemitismus, Islamophobie, Rassismus usw. führen. Friderica Magdalena Wächter-Stanfel berichtete über die Folgen des Schweigens in ihrer Familie als Nachfahrin eines hochrangigen Nazi-Täters, wie es ihr persönliches Leben beeinträchtigt hatte und wie das Beenden des Schweigens zu Heilung führen kann. Awi Blumenfeld stellte heraus, wie sehr sich das Umfeld in unseren Tätergesellschaften aufgrund des Durchbrechen des Schweigens zum Positiven gewandelt hat, sodass er als gläubiger Jude sich entscheiden kann hier in Wien zu leben.